FAQ

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Kann man einen Fuchs als Haustier halten?

Füchse sind faszinierende, intelligente, soziale und wunderschöne Tiere. Im Internet findet man heutzutage reichlich Fotos und Videos von tapsigen, niedlichen Fuchswelpen. Wer ein Herz hat, kann diesem Anblick kaum wiederstehen. Ähnliche Fotos finden sich auch von ausgewachsenen Füchsen, denn in den sozialen Netzwerken werden Füchse immer öfter als zahme, exotische Haustiere präsentiert. Sie werden zusammen mit ihren "Besitzern" in der Wohnung gezeigt, kuscheln und spielen, werfen sich unterwürfig auf den Rücken und lassen sich den Bauch kraulen, machen lustige Geräusche, gehen an der Leine Gassi oder benutzen sogar das Katzenklo! Das bringt viele Klicks und Likes. Es entsteht leicht der Eindruck, man könne Füchse problemlos ähnlich wie Hunde oder Katzen in der Wohnung halten. Es gibt sogar Menschen, die mit “ihren“ zahmen Füchsen in der Öffentlichkeit unterwegs sind, durch das Land reisen, Schulen und TV-Sendungen besuchen oder ihre Füchse regelmäßig für Fotoshootings vermarkten.

Viele Fuchsfreunde denken sich nichts Negatives bei solchen Bildern und freuen sich sogar darüber, weil dadurch ein positives Image von Füchsen vermittelt wird. Doch es wird dabei unweigerlich leider auch ein völlig falscher Eindruck von Füchsen und deren artgerechter Haltung vermittelt. Die Warnungen mancher Fuchshalter, dass die Haltung von Füchsen mit großen An- und Herausforderungen verbunden ist, erscheinen beim Anblick der ausgewählt positiven Bilder übertrieben und unglaubwürdig. Doch die Warnungen sind mehr als gerehtfertigt: Letztendlich bleiben nämlich am Ende bei vielen Menschen ein falsches Bild von Füchsen und der unüberlegte Wunsch im Gedächtnis, sich auch so einen Fuchs als Haustier nach Hause zu holen. Daraus ist in den letzten Jahren ein gefährlicher Trend entstanden, der inzwischen auch Deutschland erreicht hat und dafür sorgt, dass immer mehr Füchse in einer nicht artgerechten Haltung leiden oder zu "Problemfüchsen" erzogen werden.

Ohne diese rosarote Brille sollte echten Tierfreunden klar sein, dass die Zucht und Haltung von Füchsen in den allermeisten Fällen nicht den Füchsen dient, sondern den Menschen. (Eine Ausnahme wäre die Zucht einer bedrohten Fuchsart zum Zwecke der Arterhaltung.) Füchse sind selbstverständlich keine Kuscheltiere und meist ist die Haltung von Füchsen nicht artgerecht und daher aus Tierschutzsicht durchaus fragwürdig. Es gibt so viele Hunde, Katzen und andere Haustiere, die in den Tierheimen sitzen und sich nach einem Zuhause bei einem liebevollen Menschen sehnen. Wer ein Haustier sucht, sollte lieber einen Hund aus einem Zwinger holen, anstatt einen Fuchs in einen zu stecken! Das wäre vernünftig und tierschutzgerecht.

Es gibt aus meiner Sicht allerdings ein Szenario, bei welchem eine lebenslange Unterbringung eines Fuchses in Gefangenschaft im Sinne des Tierschutzes sein kann, nämlich wenn es sich um einen geretteten Fuchs aus dem Tierschutz handelt, welcher aus irgendwelchen Gründen nicht auswilderungsfähig ist. Darauf werde ich am Ende des Textes nochmal zurückkommen. Zunächst möchte ich aber kurz darauf eingehen, welche An- und Herausforderungen mit der Haltung von Füchsen verbunden sind und warum ich die Zucht und Haltung von Füchsen als “Haustiere“ grundsätzlich ablehne.

Zuchtfüchse

Die meisten Füchse, die man üblicherweise im Internet als vermeintliche “Haustiere“ präsentiert bekommt, sind Zuchtfüchse. Das bedeutet diese Füchse wurden gezüchtet, um sie an Menschen zu verkaufen, die meinen unbedingt einen Fuchs als Haustier haben zu müssen. Ohne die Nachfrage von diesen vermeintlichen Fuchsliebhabern gäbe es weder diese Züchter, noch diese Füchse. Aber es gibt eine Nachfrage, ja sogar einen regelrechten Markt für Zuchtfüchse und bedauernswerterweise wächst dieser Markt . Also gibt es auch ein Angebot durch Züchter und die Füchse werden dabei zwangsläufig zur Ware. Inzwischen gibt es beispielsweise in den USA, in Russland und in Europa sowohl Züchter als auch Halter von solchen Füchsen.

Woher stammen diese Zuchtfüchse und was unterscheidet sie von ihren wilden Artgenossen?

Auch wenn wilde Füchse schon seit vielen Jahrhunderten die Nähe zu Menschen suchen, um von deren verschwenderischer Lebensweise zu profitieren, haben sie sich dabei stets ihre Eigenständigkeit und ihren wilden Charakter bewahrt. Die heutigen Zuchtfüchse haben ihre Wurzeln in der Pelzindustrie. Vor allem Rot- und Polarfüchse wurden im Zuge der Industrialisierung zunehmend systematisch in Pelzfarmen gezüchtet, während der Anteil an Pelzen aus Jagd und Fallenfang deutlich zurückging. Im Laufe der Jahre wurden unzählige Füchse in solchen Pelzfarmen auf engstem Raum unter lebensunwürdigen Bedingungen zwangsvermehrt und getötet. Dabei wurde zunächst vor Allem Wert auf das “Produkt Pelz“ gelegt. Neben den auch in der Natur vorkommenden Farbvarianten (wie z. B. Rotfuchs, Kreuzfuchs, Silberfuchs, Weißfuchs, Blaufuchs) sind bei der Zucht auch neue Farbvarianten und Mutationen entstanden, wie z. B. Platinfuchs, Pastellfuchs, Arctic Marble, Smokey, Red Amber, Red Platina, Fawn Light, Golden Island Shadow, Fire & Ice und viele mehr.

Pelztierzüchter verstehen sich als landwirtschaftliche Nutztierhalter. Als Nebeneffekt der Pelztierzucht haben die Tiere sich mit der Zeit gezwungenermaßen an ihr trauriges Leben in Gefangenschaft und die Nähe zum Menschen angepasst, ähnlich wie andere einst wilde Tierarten auch, die im Rahmen der Zucht zur Verwendung als “Nutztiere“ viele ihrer wilden Eigenschaften verloren haben (z. B. Pferde, Rinder, Ziegen und Schweine). Bei der Pelzproduktion hat es sich schlichtweg als wirtschaftlich sinnvoll erwiesen, wenn die Tiere keine große Scheu zeigten, geringeren Stress hatten und sich – bzw. ihren Pelz – nicht in ihrer Panik bei Ausbruchsversuchen verletzten und weniger Aggression gegenüber den Arbeitern zeigten. Weniger Stress bedeutete auch, dass die Tiere weniger Anfällig für Krankheiten waren. Das erhöhte den Ertrag, machte den Job und das Töten einfacher, denn zahme Füchse ließen sich einfacher auf kleinstem Raum einsperren, handhaben und schließlich ohne große Gegenwehr töten. Deshalb hat man auch im Rahmen der Pelztierzucht Füchse mit gutmütigeren Charaktereigenschaften bei der Zucht bevorzugt. Nachkommen dieser Farmfüchse sind zwar zu einem gewissen Maß an die Interaktion und Kommunikation mit Menschen gewöhnt, aber mit domestizierten Tieren wie Hunden kann man diese Füchse nicht vergleichen. Sie wurden ohne ständigen Menschenkontakt in kleinen Käfigen im Freien gezüchtet, mussten ihr Leben auf Drahtgittern verbringen und dort natürlich auch ihr Geschäft verrichten… Sie haben noch sehr viel von ihrem ursprünglichen, wilden Charakter in sich, haben vielfältige Bedürfnisse und sind nicht vergleichbar mit Hunden, die über Jahrhunderte hinweg in Wohnungen und durch die direkte Nähe zum Menschen domestiziert wurden. Gleichzeitig wurden aber durch die Lebensbedingungen und Zucht einige ihrer wilden Instinkte und Verhaltensweisen so weit gedämpft, dass ein Überleben in freier Wildbahn für Farmfüchse unmöglich oder zumindest schwierig wäre. Sowohl physische als auch psychische Veränderungen sind bei Zuchtfüchsen dokumentiert, weshalb sie nicht mehr als normale Wildtiere gelten können. Die Körperlichen Veränderungen (z. B. kürzere Beine, veränderte Kopfform und Zahnfehlstellungen) gereichen diesen Füchsen nicht zum Vorteil. Um den Ertrag an Pelz pro Fuchs zu steigern, wurden von finnischen Pelzfarmern sog. “Superfüchse“ gezüchtet. Das Ergebnis dieser Qualzucht sind Füchse, die durch Hautfalten am ganzen Körper etwa doppelt so viel Pelz liefern, wie normale Füchse und dafür unter starken Bewegungseinschränkungen und Schmerzen leiden müssen. Manch ein Fuchshalter findet die Mutationen und Besonderheiten, die bei der Fuchszucht bereits entstanden sind schützenswert und hält mit dem Argument an dem System fest, man könne diese neuen “Unterarten“ durch ein Verbot der Zucht und Haltung von Füchsen nicht einfach aussterben lassen. Doch obwohl diese fehlgezüchteten Farmtiere zwar im Sinne des Tierschutzes als Individuen natürlich schützenswert sind solange sie leben, halte ich diese künstlich herausgezüchteten, in der Natur nicht vorkommenden Mutationen als “Unterart“ nicht für schützenswert. Im Gegenteil, ich würde mich freuen, wenn in Zukunft keine “Superfüchse“ mehr gezüchtet werden dürften.

Etwa seit den 70er Jahren gibt es konkrete Bemühungen, Füchse zu domestizieren und speziell als Haustiere zu züchten. Bekannt geworden ist in diesem Zusammenhang ein “Forschungsprojekt“ in Nowosibirsk, Russland. Dort werden Füchse unter ähnlichen schlimmen Bedingungen gezüchtet, wie in Pelzfarmen und müssen dort ihr Leben ebenfalls in engen Käfigen auf Drahtgittern verbringen. Allerdings werden die Füchse hier nicht (primär) wegen ihres Fells gezüchtet. Mit dem Forschungsprojekt versucht man angeblich, die Domestizierung des Wolfs quasi im Zeitraffer am Fuchs nachzubilden und selektiert die Füchse dort gezielt nach ihrem Verhalten gegenüber Menschen. Während bei der Pelztierzucht die Veränderung des Charakters der Füchse eine Nebenerscheinung war, tritt bei diesem Projekt die Veränderung des Fells und anderer Körpermerkmale als Nebeneffekt der Selektion nach Charaktereigenschaften auf. Dort werden auch Füchse als Haustiere verkauft. Inzwischen werden Füchse allerdings auch von privaten Züchtern außerhalb von Pelzfarmen gezüchtet, um sie als vermeintliche Haustiere zu verkaufen.

Als echter Tierfreund sollte man solche Entwicklungen nicht unterstützen. Wer Zweifel hat, ob die Zucht von Füchsen tierschutzgerecht sein kann, der sollte sich einfach folgende Frage stellen: Wollen diese Füchse das? Die Antwort ist klar: Nein, diese Füchse wollen das nicht. Sie wollen nicht von Züchtern über Generationen hinweg in kleinen Käfigen gehalten, geprüft, selektiert und zwangsverpaart werden, immer wieder unangenehmen Situationen, der Nähe zu Menschen und einer nicht artgerechten Haltung ausgesetzt werden, um sie langsam an die Vorstellungen der Züchter anzupassen. Sie wollen nicht schon als wenige Wochen alte Welpen ihren Müttern weggenommen werden, damit sie keine Bindung zu ihrer Familie oder ihren Artgenossen sondern zu den Menschen aufbauen und “zahm“ werden. Füchse domestizieren sich nicht freiwillig von selbst, sondern werden im Rahmen der Zucht dazu gezwungen und das kann nicht gelingen, ohne diese einst wilden Tierarten über Generationen hinweg zu unterdrücken.

Warum also sollte man dieses Leid durch eine Nachfrage fördern und einen Fuchs als Haustier halten wollen, wenn nicht aus rein egoistischen Gründen? Weil man das "schick" findet? Weil man das "exotisch" findet? Weil man es "will"? Das können doch für einen Tierfreund keine Gründe oder Rechtfertigungen sein, um eine Tierart durch eine Züchtung über viele Jahrzehnte hinweg so verbiegen zu lassen, bis sie endlich den Vorstellungen als “Haustier“ gerecht wird.

Das Argument vieler Fuchshalter, diese Füchse hätten heute als Haustiere doch ein viel besseres, glücklicheres Leben als auf Pelzfarmen, ist nichts als Augenwischerei und Selbstbetrug. Auch das Argument, ein Leben als Haustier sei besser, als in freier Wildbahn vom Jäger erschossen zu werden, kann nicht greifen. Schließlich werden diese Tiere heute extra zum Verkauf als Haustiere gezüchtet und ohne die Nachfrage gäbe es sie gar nicht. Wer sich so einen Fuchs anschafft, rettet ihn nicht vor dem Tod als Pelztier oder vor dem Tod durch einen Jäger. Die Füchse, die in Pelzfarmen leben und sterben, gibt es weiterhin und Farmfüchse kann und darf man sowieso nicht auswildern. Selbst wenn man einen Fuchs aus einer Pelzfarm kauft oder “rettet“, überlebt zwar dieses Individuum, aber man unterstützt dadurch das System: Der Betreiber der Pelzfarm züchtet dann nächstes Mal einfach ein paar Füchse mehr, um sie als Haustiere zu verkaufen. Das löst das eigentliche Problem nicht, sondern macht es noch schlimmer. Pelzfarmen und das Züchten von Füchsen gehören komplett verboten. Wir haben nicht das Recht, über das Leben dieser Tiere zu entscheiden, während von manchen angeblichen Fuchsfreunden offensichtlich Tierliebe mit Besitzergreifen verwechselt wird. Aber wir haben die Möglichkeit, uns gegen die Pelzindustrie, Jagd, Qualzucht, schlechte Haltung und für das Wohl der Füchse einzusetzen.

Bei dem bereits bestehenden großen Leid und Überfluss an tatsächlich domestizierten Tieren und den ohnehin großen Herausforderungen im Tierschutz kann man nicht auch noch “exotische Haustiere“ züchten, um ein egoistisches Bedürfnis einer gewissen Gruppe von Menschen zu befriedigen. Die Tierheime laufen schon jetzt über mit Hunden, Katzen und anderen Haustieren, die von ihren überforderten Haltern vernachlässigt/misshandelt und schließlich weggeworfen wurden. Und die Anforderungen an die Haltung von Füchsen sind noch um ein Vielfaches komplizierter und anspruchsvoller, wie ich im folgenden Abschnitt erklären werde.

Anforderungen an die Haltung von zahmen Füchsen

Zuchtfüchse sind zwar keine echten Wildtiere mehr, aber sie sind auch noch lange keine Haustiere. Von ihren Wurzeln her sind sie eher vergleichbar mit Nutztieren als mit Haustieren. Einen Zuchtfuchs in eine Wohnung zu sperren wäre so ähnlich, als würde man eine Ziege oder ein Schwein im Haus halten und das ist natürlich nicht artgerecht. Wenn man sich diese Tatsache bewusst macht, bekommt man auch schon eine leise Vorahnung davon, wie sich das Leben mit einem Fuchs gestalten würde.

Um das Verhalten und die Bedürfnisse von Füchsen zu beschreiben und erklären, müsste man ein ganzes Buch schreiben. Für eine artgerechte Haltung sollte man viel Wissen über Füchse mitbringen, viele Bedingungen erfüllen und auf große Herausforderung gefasst sein. Hier möchte ich nun einige Anmerkungen und Beispiele dazu aufführen:

  • Unterbringung: Für eine artgerechte Haltung von Füchsen wird viel Platz benötigt. Ein großzügiges, naturnah gestaltetes Freigehege mit ausbruchsicherer Umzäunung (Überhang und Untergrabungsschutz) ist auf jeden Fall erforderlich. Laut dem „Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren“ vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft wird für eine artgerechte Haltung von Füchsen im Sinne des Tierschutzes eine Fläche von mindestens 300 Quadratmetern empfohlen. Eine Haltung auf unter 60 Quadratmetern Fläche gilt als inakzeptabel [1] Abgesehen von der reinen Fläche sind natürlich auch die Beschaffenheit des Geheges sowie die Form der Pflege (intensiv oder extensiv) zu berücksichtigen.
    Durch die Deklaration von Zuchtfüchsen als angeblich domestizierte Tiere wird diese Empfehlung jedoch ausgehebelt. Eine reine Wohnungshaltung ist dennoch auch für Zuchtfüchse keinesfalls artgerecht, darin sind sich zumindest auch die meisten Zuchtfuchshalter einig. Füchse brauchen beispielsweise Möglichkeiten zum Graben. Im Winter wäre eine Haltung in einer geheizten Wohnung eine Qual für einen Fuchs mit seinem dicken Winterfell.
    Eine annähernd artgerechte Haltung eines Fuchses lässt sich in einer Wohnung nicht realisieren und nicht mit einem Mietverhältnis (neben anderen Wohnparteien in einem Haus) vereinbaren. Ein eigenes Haus mit einem großen Freigehege im Garten wäre somit die Mindestanforderung. Um Konflikte und Ärger zu vermeiden sollten hierbei allerdings noch die unmittelbaren Nachbarn mit der Haltung von Füchsen einverstanden sein, da ein Fuchs unweigerlich für einen strengen Geruch auf dem Grundstück sorgen wird.
  • Beschäftigung: Auch Zuchtfüchse haben einen großen Bewegungsdrang und einen gewissen Freiheitsdrang. Sie sind vielleicht vergleichbar mit hyperaktiven, völlig unerzogenen, jungen Hunden, die nie erwachsen werden und sich nicht dafür interessieren, was die Menschen von ihnen erwarten. Füchse sind intelligent, flink, geschickt, neugierig, haben einen starken Willen und kennen keine Tabus. Sie passen durch nur 8-10cm große Schlupflöcher, stecken ihre Nase überall hinein und probieren alles aus. Sie können gut graben, hoch klettern, hoch und weit springen und gut schwimmen. Nichts ist vor ihnen sicher. Sie lernen Türen zu öffnen, klettern auf Regale und kriechen in jeden Spalt. Wenn sie etwas wollen, suchen sie solange nach einem Weg, bis sie ihn gefunden haben. Dabei nehmen sie keine Rücksicht auf materielle Verluste und verschaffen sich ggf. auch Zugang zu Bereichen, wo man sie nicht haben will. Füchse akzeptieren kein Nein und lassen sich kaum erziehen. Die Haltung von Füchsen erfordert daher viel Wissen, Verständnis, Platz, Zeit, Aufmerksamkeit, Geld und Toleranz. Füchse in Gefangenschaft brauchen viel Beschäftigung – sowohl körperlich als auch geistig. Füchse sind außerdem sehr soziale Tiere, die den Kontakt zu Artgenossen benötigen und daher nicht einzeln gehalten werden sollten. Menschen, Hunde, Katzen oder andere Tiere sind kein Ersatz für einen Artgenossen als vollwertigen Sozialpartner.
  • Destruktives Verhalten: Zuchtfüchse sind zwar relativ gutmütig, aber dennoch durchaus destruktiv. Sie zerbeißen Spielzeuge, Schuhe, Bücher und Möbel, zerfetzen Vorhänge, zerkratzen den Fußboden, die Wände und die Türen, sie reißen die Tapeten von den Wänden, graben an Teppichkanten, werfen Gegenstände um, zerbeißen Kabel und reißen sie aus der Wand, sie verwüsten die ganze Wohnung und nagen sich wenn sie wollen sogar ihren Weg durch Trockenwände hindurch. Mit einem Fuchs in der Nähe kann man nichts Wichtiges herumliegen lassen und muss ständig aufpassen. Ein Fuchs tut stets das, was er im Moment für richtig und nötig hält, ganz egal ob der Mensch das gut findet oder nicht. Ein Fuchs zeigt im Gegensatz zu Hunden auch keinerlei Schuldbewusstsein, wenn er etwas kaputt macht oder auf etwas Wichtiges oder wertvolles markiert oder uriniert hat.
  • Aggressives Verhalten: Nicht jeder Zuchtfuchs wird oder bleibt zahm. Manchmal werden die Füchse in den falschen Händen unausgeglichen und können beißen. Generell sind Füchse relativ futterneidisch. Wenn man ihrem Futter zu nahe kommt, können durchaus auch mal zuschnappen. Gleiches gilt für alles, was sie interessant finden und als Spielzeug missbrauchen oder worauf sie – aus welchen Gründen auch immer – Anspruch erheben. Füchse brauchen ihren Freiraum und Rückzugsmöglichkeiten. Wenn sie bedrängt werden, können sie sich wehren. Das muss man respektieren und besondere Vorsicht gilt, wenn Füchse mit fremden Besuchern oder gar aufdringlichen, lauten Kindern konfrontiert werden.
    Es dauert lange, das Vertrauen eines Fuchses zu gewinnen, aber wenn man sich einmal falsch verhält, einen Fuchs erschreckt oder sich ihm gegenüber drohend oder aggressiv verhält, kann man das Vertrauensverhältnis für immer zerstören. Daher erfordert die Haltung von Füchsen viel Liebe, Wissen, Toleranz, Selbstbeherrschung, Gelassenheit und Geduld.
  • Ernährung: Eine abwechslungsreiche, gesunde und artgerechte Ernährung von Füchsen ist aufwendig und teuer. Neben hochwertigem Nass- und Trockenfutter für Hunde und Katzen als Basis brauchen Füchse beispielsweise Obst und ganze Beutetiere (z. B. Eintagsküken, die man tiefgekühlt in Zoohandlungen erwerben kann).
    Füchse verstecken instinktiv überschüssige Nahrung für “schlechte Zeiten“. Auch Zuchtfüchse haben diesen Instinkt beibehalten und verstecken daher sogar Nassfutter, Fleischreste oder Eintagsküken überall, wo es möglich erscheint. Werden Füchse in der Wohnung gehalten, kann man dann Futter beispielsweise in der Sofaritze, im Bett, unter dem Kopfkissen, hinter dem Schrank oder in der Wäsche wiederfinden.
  • Hygiene: Auch Zuchtfüchse werden nicht ganz stubenrein. Manchmal gelingt es, sie an ein Katzenklo zu gewöhnen oder darauf zu trainieren, ihr Geschäft im Freien zu verrichten, aber oft scheitern diese Versuche auch völlig. Bei Polarfüchsen liegt die Erfolgsquote angeblich nur bei 10%, bei Rotfüchsen soll die Erfolgsquote etwas höher liegen (Quelle: The Pet Fox, von Gloria White). Man muss dann mit einem Fuchs leben, der überall Urin und Kot hinterlässt. Selbst wenn ein Zuchtfuchs sein Hauptgeschäft auf einem Katzenklo oder draußen verrichtet, markiert er sein Revier regelmäßig an markanten Stellen. Füchse markieren zum Teil mehrere hundert Mal pro Tag. In einer Wohnung findet man dann Kot, Urin oder Markierungen im Bett, in der Futterschüssel, auf dem Küchentisch, in der Spüle, in der Badewanne, auf dem Kühlschrank, einfach überall. Der Geruch von Fuchskot, -urin und Analdrüsensekret ist intensiv und langanhaltend, so dass in einem Haus bald alles nach “Fuchs“ riecht. Der Aufwand, alles sauber zu halten, ist groß und es gibt kein Mittel, um den Geruch wirklich zu beseitigen. Der Geruch, den Rotfüchse verursachen, soll übrigens intensiver sein, als der von Polarfüchsen. Zudem haaren Füchse über viele Monate hinweg sehr stark.
  • Lärmbelästigung: Füchse können generell oder zumindest zu bestimmten Zeiten im Jahr sehr kommunikativ und laut sein. Sie können auch nachts aktiv sein, und dabei durch Lärm und Lautäußerungen die Menschen wach halten. Das kann mit dem üblichen menschlichen Tagesrhythmus und dem Arbeitsleben inkompatibel sein und außerdem zu Ärger mit den Nachbarn führen.
  • Scheu und Stress: Füchse bauen, wenn überhaupt, nur eine enge Beziehung zu ihren direkten Bezugspersonen auf. Fremden gegenüber werden sie i.d.R. nicht zutraulich, sondern bleiben ängstlich und scheu. Veränderungen in ihrem Lebensraum beunruhigen sie und machen sie vorsichtig und ängstlich. Man spricht hier von Neophobie, der Angst vor Neuem.
    Besucher auf dem Grundstück oder im Gehege bedeuten deshalb jedes Mal Stress für einen Fuchs. In solchen Situationen verstecken sich Füchse dann, wenn möglich. Falls sie zu sehr bedrängt werden und keine Flucht oder Versteckmöglichkeiten haben, können sie auch defensiv-aggressiv reagieren.
    Manche Fuchshalter nehmen Füchse überall mit hin und setzen sie damit ständig dem Stress von neuen Eindrücken, fremden Menschen und – aus Sicht der Füchse ggf. gefährlichen – Tieren aus. Füchse dem Stress von größeren Menschenmengen, TV-Sendungen, Schulen, Kindergärten oder Fotoshootings auszusetzen, oder gar mit ihnen zu verreisen, ist eine große Zumutung für einen Fuchs und aus Tierschutzsicht höchst fragwürdig. Wenn man sich mit dem Verhalten von Füchsen auskennt, sieht man bei solchen Füchsen meist eindeutige Anzeichen für Stress und Angst wie z. B. weit geöffnete Augen, große Angespanntheit und Aufmerksamkeit. Ein leicht geöffnetes Maul mit eingerollter Zunge, zurückgezogenen Lefzen, Hecheln und schneller Herzschlag sind häufig besonders deutliche Anzeichen für Stress bei einem Fuchs.
  • Verantwortung: Wer einem Fuchs ein Zuhause geben will, geht damit eine Verpflichtung für bis zu 15 Jahre ein, in denen er täglich für den Fuchs sorgen muss. Da die artgerechte Haltung und Pflege von Füchsen viel Sachkunde, Zeit und Arbeitsaufwand erfordert, kann man einen Fuchs nicht für 1-2 Wochen in fremde Hände geben, um in den Urlaub zu fahren. Eine Pflege durch Fremde vor Ort ist meist auch deshalb schwierig, weil ein Fuchs fremden Personen gegenüber i.d.R. zu scheu ist. Daher ist an Urlaub nicht zu denken und man muss sicherstellen, dass auch im Krankheitsfall die aufwändige Versorgung des Fuchses sichergestellt ist. Einen Fuchs in ein fremdes Zuhause abzugeben, wenn man mit ihm überfordert ist oder ihn nicht mehr haben will, ist nahezu unmöglich. Es gibt praktisch keine Stellen (auch keine Wildparks, Auffangstationen oder Tierheime), die solche Füchse aufnehmen können.
    Zur verantwortungsvollen Haltung gehört auch die fachgerechte Versorgung durch einen fuchserfahrenen Tierarzt. Dazu gehören z. B. Impfungen und Entwurmungsbehandlungen. Leider gibt es kaum fuchserfahrene Tierärzte und nahezu alle Medikamente und Impfstoffe, die bei Füchsen standardmäßig zur Anwendung kommen, sind eigentlich nicht für Füchse gemacht und haben für diese Anwendung auch keine offizielle Zulassung. Daher ist man bei der Behandlung von Füchsen stets auf Erfahrungen und das Ermessen und Wissen des Tierarztes angewiesen.
  • Rechtslage: Für die vorübergehende Haltung von wilden Pflegefüchsen bis zur Auswilderung oder die Haltung von nicht auswilderbaren, wilden Füchsen gibt es strenge Auflagen und ggf. Kontrollen durch das Veterinäramt. Neben dem Tierschutzgesetz muss hierbei auch das Jagdgesetz beachtet werden. Bei Zuchtfüchsen, die als “Haustier“ angeboten und erworben wurden, gibt es in Deutschland leider kaum gesetzliche Vorgaben, so dass man sich zum Wohle der Tiere im Zweifel an den Vorgaben für Wildtiere orientieren sollte.

Jeder Fuchs ist anders und es mag Ausnahmen geben, aber wer mit dem Gedanken spielt, einen Fuchs bei sich aufzunehmen, sollte in allen oben genannten Punkten mit dem Schlimmsten rechnen.

Leider entspricht die Haltung von Füchsen in den allermeisten Fällen nicht den Anforderungen, so dass es zu Problemen und Missständen kommt.

Probleme und Missstände bei der Haltung von Füchsen

Es mag verantwortungsbewusste Fuchshalter geben, die eine annähernd artgerechte Unterbringung gewährleisten und einen Fuchs Fuchs sein lassen können. Wenn solche Menschen sich einem Fuchs aus dem Tierschutz annehmen, um ihn vor dem Tod oder einer nicht artgerechten Haltung zu bewahren, kann man das durchaus befürworten. Doch dies ist leider eine extrem seltene Ausnahme. Meist werden die Bedingungen für eine artgerechte Haltung nicht annähernd erfüllt und die Missstände beginnen bereits bei der Zucht von Füchsen:

Da auch Zuchtfüchse keineswegs automatisch eine Bindung zu Menschen aufbauen und nicht zwangsläufig zahm gegenüber Menschen sind, ist es übliche Praxis, die Welpen solcher Zuchtfüchse viel zu früh – nämlich bereits im Alter von etwa drei Wochen – ihren Müttern zu entreißen und einzeln zu verkaufen. Die Käufer müssen dann die weitere Aufzucht des Welpen von Hand übernehmen, denn vollständig entwöhnt sind Füchse erst im Alter von etwa 7 Wochen. Dadurch soll der Fuchs eine möglichst große Bindung zu seinem neuen "Besitzer" aufbauen. Dieses grausame Vorgehen wird von Fuchszüchtern sowie in der Literatur von Fuchszuchtbefürwortern sogar empfohlen, ohne dabei zu bedenken, welche enorme psychische Belastung von dieser Praxis für die Welpen und ihre Eltern ausgeht. Ebenso wird empfohlen, diese jungen Welpen ganz alleine ohne Kontakt zu Artgenossen aufzuziehen, damit diese sozialen Tiere in ihrer Einsamkeit nur den Menschen als Bezugsperson kennenlernen. An diesem Beispiel wird besonders deutlich, dass es solchen Menschen nicht um das Wohl der Tiere gehen kann, sondern lediglich darum, ein egoistisches Bedürfnis zu befriedigen und ein Tier gegen seine Natur und seinen Willen den eigenen Vorstellungen entsprechend zu formen.

Einen Fuchswelpen von Hand aufzuziehen erfordert extremen Zeitaufwand, Sachkunde und Erfahrung. Fehler bei der Aufzucht führen schnell zum Tod eines Fuchswelpen.

In der Praxis werden die Haltungsempfehlungen für Füchse oft nicht umgesetzt. Füchse werden in eine reine Wohnungshaltung gezwungen, wo sie in kleinen Räumen oder winzigen Zwingern, im Bad oder Keller eingesperrt werden und vor sich hinvegetieren müssen. Dabei ist besonders für Polarfüchse ein Außengehege unerlässlich, weil die Tiere mit ihrem dicken Fell im Winter in der Wohnung unter der großen Wärme leiden. Ein bekannter, deutscher Fuchshalter reist nach eigenen Angaben mit "seiner" Füchsin aber sogar in einem Wohnwagen umher…

Häufig sind die Halter auch schlichtweg überfordert mit den großen Ansprüchen und dem unbeherrschten, wilden Verhalten von Füchsen. Es ist bei vielen Fuchshaltern daher gängige Praxis, die Füchse über Nacht oder zur Strafe („als Erziehungsmaßnahme“) in kleine Käfige oder Zwinger zu sperren. Diese Maßnahme ist das Ergebnis der Überforderung der Halter und hat nichts mit artgerechter Haltung oder Erziehung zu tun.

Spätestens wenn bei einem Fuchs im Alter von etwa 7-8 Monaten (oft im Oktober) eine hormonelle Umstellung stattfindet, so dass er für einige Monate noch leichter zu nervösem und defensiven Verhalten neigt, wird die Haltung nochmals anspruchsvoller und der Fuchs unkontrollierbarer. Inzwischen erscheint der Fuchs dem Halter dann vielleicht auch gar nicht mehr so süß, interessant und liebenswert wie damals noch als Welpe, so dass dann ggf. versucht wird, das Tier abzugeben oder loszuwerden.

Wie bereits erwähnt wird gleichzeitig aufgrund von mangelndem Wissen das Verhalten von Füchsen oft fehlinterpretiert. Anzeichen für Stress werden nicht erkannt oder ignoriert und die Füchse werden immer wieder unnötigen Stresssituationen ausgesetzt. Positive Öffentlichkeitsarbeit zugunsten des Images der Füchse ist wichtig, aber es darf nie zulasten eines Tieres gehen. Wenn dann noch kommerzielle Interessen hinzukommen, wie z. B. eine Vermarktung eines Fuchses für Fotoshootings, dann kann das absolut nicht im Sinne der Tiere sein.
Manch ein Fuchshalter scheitert auch an der eigentlich gar nicht so anspruchsvollen Aufgabe, das Fuchsgehege wirklich ausbruchsicher zu machen. Dies ist zwar mit dem nötigen Wissen und entsprechendem finanziellen und körperlichen Einsatz problemlos machbar, wird aber oft nicht fachgerecht oder nicht sorgfältig genug ausgeführt. Auch Zuchtfüchse sind schreckhaft, haben einen gewissen Freiheitsdrang und bleiben – wie bereits erläutert – gegenüber Fremden meist scheu. Wenn die Überwachung nicht lückenlos und die Unterbringung nicht absolut ausbruchsicher ist, kommt es vor, dass solche Füchse ausbrechen und sich dann nicht wieder einfangen lassen. Natürlich kommt es auch vor, dass Zuchtfüchse von überforderten Haltern ausgesetzt werden, obwohl ihr Überleben in freier Wildbahn fraglich ist. Theoretisch besteht auch die Möglichkeit, dass sich Zuchtfüchse mit wilden Füchsen paaren, was zu weiteren Problemen führen würde.

Wenn es um die Zucht von Füchsen als Haustiere geht, werden alle diese Herausforderungen und Probleme zulasten der Tiere von den Fuchshaltern akzeptiert, nur um ihren Willen nach einem exotischen Haustier zu befriedigen. Dies kann jedoch keine Rechtfertigung sein, weshalb ich die Zucht von Füchsen aus Tierschutzsicht als überflüssig, egoistisch und grausam ablehne. Es gibt keinen vernünftigen Grund, Füchse absichtlich fehlzuprägen, zu zähmen oder systematisch zu züchten, nur um sie den Menschen als Haustiere verkaufen zu können. Das ist nicht im Sinne der Tiere und ein menschliches Bedürfnis danach steht unweigerlich im Konflikt zur Natur des Fuchses. Als echter Fuchsfreund sollte man Füchse am liebsten in Freiheit und in ihrem natürlichen Lebensraum sehen und dafür sorgen, dass sie dort möglichst sicher sind.

Wenn Halter von Zuchtfüchsen in den sozialen Netzwerken ständig Fotos hochladen und damit den Eindruck vermitteln, man könne Füchse problemlos als Haustiere halten, dann wirkt es auch nicht dadurch seriöser, dass sie im Gegenzug behaupten, sie wollten die Menschen informieren wie kompliziert Füchse als Haustiere seien, damit sie nicht leichtfertig als Haustiere gehalten werden. Für mich sind das Selbstdarsteller und Heuchler. Sie sind sich oft bewusst, dass ihre Fotos und Videos die Menschen zu dem Fehlglauben verleiten, Füchse würden sich als Haustiere eignen. Auch wenn sie selbst vielleicht eine optimale Haltung gewährleisten können, so werden das nicht alle können, die durch ihre Selbstdarstellung zum Kauf eines Fuchses verleitet werden. Konsequenterweise müssten sie darauf verzichten, weiterhin solche Fotos zu posten, doch das tun sie nicht und beteuern stattdessen immer wieder, dass sie mit ihren Bildern nicht für Füchse als Haustiere werben wollen, obwohl sie damit offensichtlich und unvermeidbar genau das tun.

Ich halte die Idee, Tiere zum Vergnügen von Menschen als Haustiere zu züchten mittlerweile grundsätzlich für verwerflich, selbst bei Hunden und Katzen. Die Tierheime laufen über mit weggeworfenen Zuchttieren und liebenswerten Mischlingen. Wer heute noch die Zucht von Tieren unterstützt, die häufig direkt oder indirekt mit Leid verbunden ist, oder ein Zuchttier kauft, kann sich nicht ernsthaft als Tierliebhaber oder Tierschützer bezeichnen. Wer sich einen Zuchtfuchs kauft, tut dies nicht um dem Fuchs zu helfen, sondern er fördert damit aus purem Eigennutz und falsch verstandener Tierliebe ein kommerzielles System, in dem das Tier zur exotischen Modeware verkommen ist. Der Trend zu Füchsen als exotische Haustiere ist eine Katastrophe. Solange es einen Markt für solche Füchse gibt, so lange werden diese auch unweigerlich mal an die falschen Menschen verkauft und landen in nicht artgerechter Haltung, werden ausgesetzt oder enden im Tierschutz.

Wilde Füchse

Nach diesen Ausführungen zu gezüchteten Füchsen sollte es selbstverständlich sein, dass es noch wesentlich verwerflicher wäre, ein gesundes Wildtier aus der Natur, seiner gewohnten Umgebung und seiner Familie zu reißen. Fuchswelpen ohne Grund aus der Natur zu entnehmen ist illegal und absolut tierschutzwidrig.

Allerdings kann es im Sinne des Tierschutzes sein, einen hilfsbedürftigen, verwaisten oder verletzten Fuchs aus der Natur aufzunehmen, sofern die Absicht besteht und alles dafür getan wird, ihn – wenn möglich – später wieder auszuwildern. Vor der Entnahme sollte man sich allerdings mit kompetenten Menschen einer Auffangstation oder Wildtierrettung in Verbindung setzen, die ausdrücklich Erfahrungen mit Füchsen aufweisen können. Wilde Fuchswelpen zeigen oft erstaunlich wenig Scheu und sind Neugierig und verspielt. Sie alleine am Bau zu sehen ist nicht ungewöhnlich und bedeutet nicht unbedingt, dass sie verwaist sind. Vermeintlich verwaiste Fuchswelpen werden oft doch noch von ihren Eltern versorgt und wurden von ihnen lediglich für ein paar Stunden alleingelassen. Erst wenn ein begründeter Verdacht der Hilfsbedürftigkeit besteht und durch einen Experten bestätigt wurde oder wenn ein Tier eindeutig schwer verletzt oder krank ist, darf man eingreifen. Wenn man einen Fuchs aus der Natur entnommen hat, ist man gesetzlich verpflichtet, die Polizei oder den zuständigen Jagdausübungsberechtigten über die Entnahme zu informieren. Von da an muss das Ziel die Wiederauswilderung des Tieres sein. Auf dieses Ziel muss konsequent und fachgerecht hingearbeitet werden. Eine artgerechte Unterbringung, Aufzucht und Pflege ohne unnötigen Kontakt zu Menschen und Haustieren, dafür aber mit Kontakt zu Artgenossen, ist besonders wichtig, um eine Fehlprägung zu vermeiden und den Erfolg einer späteren Wiederauswilderung nicht zu gefährden. Zu enger Kontakt zu Menschen oder Haustieren oder gar eine bewusste Fehlprägung in der eigennützigen Absicht, den Fuchs ggf. als Haustier zu behalten, wäre nicht im Sinne des Tieres, sondern würde eine spätere Wiederauswilderung unmöglich machen und dem Tier somit die Chance auf ein natürliches, normales Leben nehmen. In den meisten Fällen entwickeln wilde Fuchswelpen etwa im Oktober eine große Scheu vor Menschen und einen starken Freiheitsdrang. So einen Fuchs in ein Gehege im Garten oder gar in die Wohnung oder einen kleinen Raum einzusperren, ist kein Leben für einen Fuchs. Meist wird ein wilder Fuchs dann sehr unruhig und destruktiv, entwickelt Verhaltensstörungen und kann sich bei Ausbruchsversuchen völlig verausgaben, schwer verletzen oder sogar am Stress der Gefangenschaft sterben. Eine artgerechte Haltung ist in diesem Fall praktisch unmöglich. Solche Füchse sind dann allerdings auch zu sehr an Menschen und Haustiere gewöhnt, sind nicht auf das eigenständige Leben in der freien Wildbahn vorbereitet und haben keine Erfahrung im Umgang mit Artgenossen, so dass ein Überleben in freier Wildbahn erschwert wäre. Sie hätten Probleme in der Interaktion mit wilden Artgenossen, würden die Nähe zum Menschen suchen (“Problemfuchs“) und wären ein leichtes Opfer für Jäger. Für solche Füchse einen guten Platz zu finden ist nahezu ausgeschlossen, so dass sie letztendlich getötet oder für den Rest ihres Lebens in eine nicht artgerechte Haltung gezwungen werden. Selbst wenn ein solcher Fuchs in Gefangenschaft irgendwann resigniert und sich scheinbar mit seiner Situation arrangiert, ist eine Haltung in einer Wohnung nie artgerecht. Abgesehen davon stellt die Haltung eines wilden Fuchses nochmals größere Anforderungen als die Haltung von gezüchteten Füchsen.
Einen wilden Fuchs grundlos aus der Natur zu entnehmen und zu versuchen, ihn zu zähmen ist illegal, herzlos, egoistisch und grausam. Auch wenn das natürliche Leben der wilden Füchse in Deutschland schwierig und voller Gefahren ist, ist dieses freie Leben immer noch besser, als ein Leben in Gefangenschaft in der Nähe von Menschen und Hunden, den größten Feinden der Füchse.

Pflegefüchse aus dem (Wild-)Tierschutz

Nachdem ich nun erklärt habe, warum ich sowohl die Züchtung und Haltung von Füchsen als Haustiere, als auch den Versuch einer Zähmung eines wilden Fuchses ablehne, bleibt für mich nur ein vernünftiger Grund, einen Fuchs dauerhaft in Gefangenschaft zu halten und es gibt spezielle Fälle, in denen das auch tierschutzgerecht sein kann:

Es kommt leider immer wieder vor, dass wilde Füchse unnötigerweise aus der Natur entnommen und/oder fehlgeprägt werden und deshalb nicht mehr ausgewildert werden können. Es kommt ebenso vor, dass ein Fuchs aufgrund einer Verletzung oder Erkrankung nicht mehr ausgewildert werden kann. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn ein Fuchs ein Vorderbein verloren hat (z. B. durch ein illegales Tellereisen). Ein anderes Beispiel ist Toxoplasmose, eine durch Parasiten ausgelöste Erkrankung, die bei Füchsen zu Hirnschäden, verlust der Scheu gegenüber Menschen sowie zu motorischen Störungen führen kann, die eine Auswilderung unmöglich machen. Solche Füchse leiden zwar nach ihrer Genesung nicht und können ein hohes Alter erreichen, aber in freier Wildbahn wären ihre Überlebenschancen zu gering und eine Auswilderung daher ethisch nicht vertretbar. Wenn für solche Füchse keine artgerechte Unterbringung gefunden werden kann, ist die einzige Alternative meist die Euthanasie.

Wer so einen Fuchs bei sich aufnimmt, ihm ein möglichst artgerechtes Leben in einem großen Freigehege unter Artgenossen ermöglicht, ihn nicht gegen seine Natur zu etwas zwingt, seine Bedürfnisse kennt und respektiert, der rettet dem Tier das Leben und leistet somit einen sinnvollen Beitrag zum Tierschutz.

Quellen:
[1] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2014): Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren , Seite 261

(Stand: 09.08.2017)