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Jagdkritik


Wildbret aus der Jagd: Mehr “Bio“ geht nicht!?

Jäger rechtfertigen die Jagd gerne damit, Wildbret als ein angeblich ökologisch unbedenkliches Nahrungsmittel zu “gewinnen“. Oft wird dabei auch behauptet, Wildbret sei ein echtes “Bio-Produkt“, denn mehr “Bio“ als ein Tier aus seinem natürlichen Lebensraum zu entnehmen, sei schließlich gar nicht möglich. Diese Argumentation ist jedoch falsch und rechtlich unzulässig.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände – Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. hat am 11. September 2017 auf seiner Onlineplattform Lebensmittelklarheit.de deutlichgemacht, dass Erzeugnisse aus der Jagd weder als „ökologisch“ noch als „biologisch“ gelten können. 1)

In der EU-Öko-Verordnung ist dies tatsächlich auch unmissverständlich und rechtlich klar geregelt. Wörtlich heißt es dort: „Die Erzeugnisse der Jagd und der Fischerei wild lebender Tiere gelten nicht als aus ökologischer/biologischer Produktion stammend.“

Selbst verarbeitete Produkte mit Zutaten, die für sich betrachtet laut EU-Öko-Verordnung die Bedingungen für die „Bio“-Kennzeichnung erfüllen würden, dürfen nicht als „Bio“-Produkte bezeichnet oder beworben werden, wenn die Hauptzutat aus der Jagd stammt. Lediglich in der Zutatenliste darf dann auf die biologische Produktion einzelner Zutaten hingewiesen werden.

Dass die Jagd in Verbindung mit den einseitigen Biotopmanipulationen, dem Töten von Beutekonkurrenten, der eigennützigen Hege und der bewussten Fehlselektion insgesamt alles andere als ökologisch unbedenklich sondern vielmehr schädlich ist, wird von Ökologen, Wildbiologen, Förstern und Jagdkritikern ebenso wie auf dieser Internetpräsenz vielfach erläutert und belegt. Damit ein Produkt mit dem Wort “Bio“ beworben werden darf, müssen ganz bestimmte Bedingungen erfüllt sein, die sich bei wild lebenden Tieren schlichtweg nicht erfüllen lassen. Wenn man weiß, wie insbesondere jagdlich interessante Wildtiere (z. B. Rehwild und Schwarzwild) von Jägern im Rahmen der Hege in der Natur regelrecht gezüchtet, mit Kraftfutter gemästet, mit zusätzlichen Mineralstoffen versorgt und sogar mit Medikamenten behandelt werden, damit ein möglichst großer Bestand heranwächst, welcher dann wiederum angeblich vom Jäger mit der Waffe “reguliert“ werden muss, der würde ohnehin niemals auf die Idee kommen, dass bei der Jagd “Bio-Produkte“ entstehen können.

Übrigens muss man in diesem Zusammenhang klar zwischen den Begriffen „Wildbret“ und „Wildfleisch“ unterscheiden. Laut dem Buch „Kleines Wörterbuch der Jägersprache“ 2) handelt es sich bei „Wildbret“ um das „Fleisch des frei lebenden Wildes nach dessen Erlegung“. Davon zu unterscheiden sei das „Wildfleisch“, welches von Wildtieren aus der Gehegehaltung stammt. Das bedeutet, dass Wildbret – also das Fleisch frei lebender Tiere, die im Rahmen der Jagd erlegt wurden – grundsätzlich niemals als “Bio-Produkt“ bezeichnet werden kann. Lediglich Wildfleisch – also das Fleisch von in Gehegen gehaltenen Wildtieren – kann theoretisch Bio-Qualität haben. Interessanterweise werden von Jägern selbst beide Begriffe oft fälschlicherweise synonym verwendet.

Nur wenn ein sog. Erzeuger Wildtiere in Gehegen hält und die Kriterien der EU-Öko-Verordnung sowie der EU-Öko-Durchführungsverordnung erfüllt, darf er die Produkte als “Bio-Produkte“ vermarkten. Da man solche Tiere dann allerdings wohl kaum noch als Wildtiere bezeichnen kann, spricht man bei diesen Tieren von Gehegewild oder Farmwild. Die Methode, Wildfleisch aus Farmwild zu “erzeugen“, hat natürlich mit der Jagd nichts mehr zu tun, sondern erinnert viel eher an die Nutztierhaltung. Da für Wildtiere noch keine spezifischen Öko-Kriterien definiert wurden, müssen sich die Erzeuger bei der Haltung und Fütterung von Farmwild tatsächlich auch an den Öko-Bestimmungen für vergleichbare Nutztiere orientieren.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Wildbret aus der Jagd rechtlich gesehen rein gar nichts mit den geschützten Begriffen "Bio" oder “Öko“ zu tun hat und Erzeugnisse aus der Jagd auch nicht mit diesen Begriffen beworben werden dürfen. Falls Jäger Wildbret dennoch mit diesen Begriffen oder Slogans wie "Mehr Bio geht nicht!" bewerben, führen sie die Verbraucher in die Irre und machen sich ggf. sogar einer bewussten Verbrauchertäuschung schuldig.

(Stand: 14.09.2017)

Quellenangaben
1) Stellungnahme der Verbraucherzentrale "Fleisch von wild lebenden Tieren ist kein Bio-Wild" vom 11. September 2017
2) [KWDJ] Kleines Wörterbuch der Jägersprache, Blase, 2. Auflage