Problemlösung

Füchse Umsiedeln (Einfangen und z. B. im Wald wieder aussetzen)


Wenn ein Fuchs als störend empfunden wird, man aber nicht will, dass dem Tier Leid zugefügt wird, ist der erste Gedanke bei vielen Menschen, man könne das Tier einfangen und weit weg – beispielsweise in einem Wald – wieder unversehrt aussetzen. Dieser Gedanke erscheint zunächst sehr human, aber leider ist das tatsächlich nicht so: Eine Umsiedlung bedeutet für einen Fuchs in vielen Fällen sogar einen leidvollen Tod und ist deshalb keine sinnvolle oder tierschutzgerechte Maßnahme. Warum das so ist, will ich nun erklären.

Füchse sind keine Einzelgänger, wie man früher fälschlicherweise angenommen hat. Sie sind soziale Hundeartige, die zusammen mit ihrer Familie in einem Revier leben, welches sie gegenüber fremden Füchsen verteidigen. Weil ihre Beute (hauptsächlich Mäuse) keine Jagd im Rudel erfordert, wie es bei Wölfen der Fall ist, jagen Füchse nicht im Rudel. Dennoch bleiben die Füchse eines Familienverbands miteinander in Kontakt und treffen sich im Revier ggf. zur sozialen Interaktion wie beispielsweise der gegenseitigen Fellpflege. In ihrem Familienrevier kennen diese Füchse alle Nahrungsquellen, Wasserstellen, Gefahren (z. B. die Wohnorte von Hunden und Katzen sowie vielbefahrene Straßen usw.) und Verstecke.

Üblicherweise leben in einem stabilen Fuchsrevier in Deutschland ein dominantes Paar von Altfüchsen, dessen Welpen und ggf. noch erwachsene weibliche Nachkommen aus dem Vorjahr, die sich zwar nicht an der Fortpflanzung wohl aber an der Aufzucht ihrer jüngeren Geschwister beteiligen. Die männlichen Jungfüchse wandern im September/Oktober üblicherweise ab, um sich ein eigenes Revier zu erschießen. Dabei erkunden sie die umgebenden Fuchsreviere von der Basis ihres Familienreviers aus, bevor sie schließlich das Revier ihrer Eltern verlassen. Die Reviersuche ist für Füchse gefährlich. Wenn sie in fremde Gebiete vordringen wissen sie nicht, wo sie Nahrung und Wasser finden können. Sie können dort auch nicht auf ihre eigenen Nahrungsverstecke zurückgreifen. Bei Gefahr wissen sie nicht, wo sie sich verstecken können. Weil sie die Gefahrenquellen im fremden Gebiet nicht kennen, können sie leicht in Gefahr geraten, etwa weil sie einem Hund oder Menschen zu nahe kommen. Die fremden Füchse verteidigen ihre Reviere gegenüber den Jungfüchsen auf Wanderschaft, wobei es manchmal zu Kämpfen und Verletzungen kommen kann. Auf ihren Wanderungen sind sie außerdem der Gefahr ausgesetzt, dem Straßenverkehr zum Opfer zu fallen. Weil diese Füchse ständig in Gefahr sind und kaum zur Ruhe kommen können, sterben leider viele Jungfüchse auf ihrer Suche nach einem eigenen Revier.

Das Umsiedeln eines Fuchses ist eine Situation, die für den betreffenden Fuchs sogar noch gefährlicher ist, als die natürliche Abwanderung. In diesem Fall hat er nämlich nicht die Gelegenheit, das umgebende Gelände von seinem sicheren Zuhause aus zu erkunden, sondern wird in seinem Heimatrevier mit einer Lebendfalle eingefangen und plötzlich in einem ihm völlig fremden Gebiet aussetzt. Damit bringt man das Tier in sehr große Bedrängnis. Das Tier wird aus seiner Sozialstruktur und seiner gewohnten Umgebung gerrissen und bis so ein einsamer, orientierungsloser Fuchs wieder ein eigenes Revier gefunden hat, ist er auf seinen Wanderungen vielen Gefahren (z. B Auseinandersetzungen mit anderen Füchsen, Gefahren im Straßenverkehr, keine Kenntnis von lokalen Nahrungsquellen, etc.) ausgesetzt. Nicht jeder Fuchs überlebt das. Das "Umsiedeln" ist also nicht so harmlos und tierfreundlich, wie viele Menschen zunächst vermuten.

Doch nicht nur für den umgesiedelten Fuchs ist das eine unnötige Gefahr und Belastung. Auch die Füchse in den Revieren, in denen der Fuchs ausgesetzt wird oder die er danach auf seinen Wanderungen durchqueren muss, werden dadurch in Gefahr gebracht, da sie sich mit dem Fremdling ggf. körperlich auseinandersetzen müssen.

Bei einer Umsiedlung eines Fuchses zwischen Dezember und Juli besteht außerdem das Risiko, dass eine Fähe umgesiedelt wird, die trächtig und damit bald auf einen sicheren Bau und die Versorgung durch ihren Lebensgefährten angewiesen ist, oder die bereits Welpen bekommen hat, deren Versorgung sie nicht mehr leisten kann, wenn sie umgesiedelt wurde. In beiden Fällen wäre der Tod der Welpen die sehr wahrscheinliche Folge der Umsiedelung.

Übrigens muss man in der Realität damit rechnen, dass ein von einem Jäger oder “Schädlingsbekämpfer“ eingefangener Fuchs in den seltensten Fällen tatsächlich umgesiedelt wird. Füchse dürfen nicht einfach in der freien Wildbahn ausgesetzt werden. Man benötigt dazu die Genehmigung des Jagdausübungsberechtigten des Reviers, wo der Fuchs freigelassen werden soll und da Jäger Füchsen ausgesprochen feindselig gegenüberstehen, wird man eine solche Genehmigung kaum erhalten. Ausgewilderte Tiere dürfen übrigens über viele Monate hinweg nicht bejagt werden. Wird ein Fuchs ausgewildert, müsste die Fuchsjagd in diesem Gebiet also vorübergehend eingestellt oder der Fuchs deutlich und unverwechselbar optisch markiert werden! Sehr viel wahrscheinlicher ist es daher, dass ein solcher Fuchs nach dem Abtransport durch einen Schädlingsbekämpfer oder Jäger schlichtweg erschlagen oder erschossen wird.

Aus diesen Gründen ist es meiner Meinung nach absolut tierschutzwidrig, Füchse umzusiedeln und wird in der Praxis auch nicht gemacht. Abgesehen davon wäre eine Umsiedelung aber auch völlig sinnlos, da das freigewordene Fuchsrevier bereits nach einigen Tagen oder spätestens Wochen bereits von einem neuen Fuchs besetzt werden würde: Füchse bemerken anhand der fehlenden Duftmarkierungen der einstigen Revierbesitzer schnell, wenn ein Fuchsrevier frei geworden ist. Ein freies Fuchsrevier hat eine regelrechte Sogwirkung auf die Füchse aus den umliegenden Revieren. Die verschiedenen Anwärter auf das frei gewordene Revier streiten darum, z. B. indem sie dort häufig und intensiv mit Kot und Urin markieren, um ihren Anspruch auf das Gebiet zu verdeutlichen. Auch lautstarke, körperliche Auseinandersetzungen sind möglich. Hier gilt im Prinzip dasselbe, wie beim Töten eines Fuchses: Durch das Entfernen (Töten oder Umsiedeln) wird das Problem auf Ihrem Grundstück nicht gelöst, sondern sogar verschlechtert.

Fazit: Eine Umsiedelung von Füchsen ist keine Lösung für Probleme mit Füchsen im Siedlungsraum, da ein frei werdendes Fuchsrevier schnell von neuen Füchsen besetzt wird. Die Methode ist auch nicht tierfreundlich, weil die Füchse in der Praxis entweder doch einfach getötet werden oder nach einer Umsiedelung auf ihrer Suche nach einem neuen Revier ums Leben kommen.

(Stand: 31.10.2017)