Informationen über Rotfüchse

Informationen über Rotfüchse


Einleitung

Wenn man sich über Jahre hinweg intensiv mit Füchsen beschäftigt und viel Fachliteratur sowie Erfahrungsberichte von verschiedenen Autoren studiert hat, trifft man zwangsläufig auch immer wieder auf widersprüchliche Aussagen.

Das liegt zum Teil daran, dass sich einige Ansichten im Laufe der Zeit als veraltet und falsch erwiesen haben, wie z. B. die Behauptung Füchse seien grundsätzlich Einzelgänger oder Fuchsrüden seien nicht an der Aufzucht ihrer Kinder beteiligt. Durch bessere technische Möglichkeiten (z. B. Telemetrie, Wildkameras, GPS-Tracking usw.) und umfangreiche Feldstudien konnten Wissenschaftler immer bessere Einblicke in die leider oft verborgene Lebensweise von Rotfüchsen erhalten und haben erst in den letzten 30 Jahren viele neue Erkenntnisse über Rotfüchse und deren Verhalten gewonnen. Leider ist das öffentliche Interesse an diesen neuen Erkenntnissen über Rotfüchse i.d.R. eher gering. Zudem halten Interessengemeinschaften wie die Jagdlobby gerne an den veralteten Ansichten fest und verbreiten diese auch weiterhin medienwirksam und mit Nachdruck als vermeintliche Rechtfertigungen für die nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen ökologisch sinnlose Bejagung von Füchsen. Nur wenige Menschen kennen die tatsächliche Faktenlage, haben die aktuellen wissenschaftlichen Studien selbst gelesen oder kennen die Fachliteratur und Einschätzung von international anerkannten Fuchsexperten. Viele Menschen lassen sich stattdessen von den allgemein verbreiteten und auf den ersten Blick einleuchtend erscheinenden Begründungen und pseudowissenschaftlichen Thesen beeindrucken und glauben Blind, was sie erzählt bekommen. Durch diese Fehlinformation, sowie die in den Medien oft geschürten Ängste gegenüber Füchsen als vermeintliche Krankheitsüberträger und als angebliche Gefahr für die Artenvielfalt, Märchen, Vorurteile und viel Jägerlatein hat der Fuchs hierzulande zu Unrecht ein schlechtes Image erhalten.

Aber auch neuere Studien unterscheiden sich z. T. bei ihren Aussagen zum Fuchsverhalten. Das macht es manchmal schwer, eine eindeutig belegbare Aussage zu einem bestimmten Thema zu treffen, bedeutet aber nicht unbedingt, dass eine der Studien falsch ist. Eine gewisse Divergenz ist hierbei sicherlich einer wichtigen Tatsache geschuldet, die vielen Menschen nicht bewusst ist: Wenn wir von Rotfüchsen sprechen, müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass es nicht “den Rotfuchs“ gibt. Eine derartige Pauschalisierung macht meist keinen Sinn, denn man kann die einzelnen Individuen einer Tierart trotz vieler Gemeinsamkeiten nicht einfach grundsätzlich gleichsetzen und pauschal beschreiben. Aussehen, Charakter, Sozialstruktur und Verhalten können bei Füchsen recht individuell ausfallen und entsprechend individuell sind auch die Beobachtungen, die unterschiedliche Wissenschaftler in unterschiedlichen Gebieten machen können.

Viele Faktoren können einen Einfluss darauf haben, wie sich Füchse sowohl körperlich als auch vom Verhalten her unterscheiden. Einige Beispiele für Einflussfaktoren sind:

  • Lebensraum (Wald, Gebirge, Kulturlandschaft, Stadt…)
  • Klima
  • Nahrungsvorkommen
  • natürliche Feinde
  • Bejagung durch den Menschen
  • genetische Veranlagung
  • persönliche Erfahrungen und Charakter der einzelnen Tiere

Besonders deutlich wird das, wenn man die unterschiedlichen Fuchs-Arten der Welt betrachtet: Vom Fennek, der sich auf das Leben in der heißen Sandwüste spezialisiert hat, bis hin zum Polarfuchs, der sich an die entgegengesetzten klimatischen Extreme angepasst hat, reicht das Spektrum. Aber auch wenn man speziell Rotfüchse betrachtet, die nahezu überall auf der Welt verbreitet sind, findet man entsprechende Anpassungen an bestimmte Lebensumstände. Dabei sind nicht alle Anpassungen so offensichtlich wie bei der Betrachtung von extremen Lebensräumen. Auch unmittelbar benachbarte Fuchsgruppen können sich im Verhalten stark unterscheiden, z. B. wenn eine im Stadtgebiet lebt und die andere in der angrenzenden Kulturlandschaft. Wer einmal erleben durfte, wie ein Wurf Hunde, Katzen oder Füchse aufgezogen wurde, der weiß wie unterschiedlich die Charaktere selbst innerhalb eines Wurfs sein können.

Diese und weitere Einflussfaktoren führen in Verbindung mit der enormen Anpassungsfähigkeit der Füchse dazu, dass pauschale Aussagen in vielen Fällen die Komplexität und das Spektrum füchsischer Verhaltensweisen nicht vollumfänglich beschreiben können. In meinen Ausführungen werde ich versuchen, jeweils möglichst umfassend auf verschiedene Aspekte einzugehen.

Bevor ich den Eigenarten, dem Verhalten und der Ökologie von Füchsen im Detail zuwende, werde ich zunächst einige der häufigsten Fragen und Vorurteilen über Füchse vorwegnehmen.

(Stand: 04.08.2017)