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Verhalten


Warum drehen sich Füchse im Kreis, bevor sie sich hinlegen?

Haben Sie sich schon mal gefragt, warum Hunde sich im Kreis drehen oder die Decke im Körbchen gründlich durchwühlen, bevor sie sich hinlegen? Füchse machen das auch! Besonders oft konnte ich dieses Verhalten schon persönlich bei Füchsen in Gefangenschaft (Wildauffangstation) beobachten, aber handelt sich um ein bei vielen Wildtieren typisches Verhalten, welches seinen Ursprung – auch bei Haushunden – im Leben in freier Wildbahn hat.

Man kann Füchsen ein beliebig bequemes Lager einrichten, eine Decke noch so schön glatt und bequem auf eine Wärmeplatte oder in ein Körbchen legen, sie müssen die Decke gründlich durchwirbeln oder halb rausschmeißen, bevor ihnen ein Ruheplatz zusagt. Und dieses Verhalten zeigen sie jedes Mal erneut, wenn sie zum Ruheplatz zurückkehren. Immer wieder wird der Liegeplatz geprüft und sich darauf ein- bis zweimal um die eigene Achse gedreht – mal in die eine, dann in die andere Richtung. Dann wird wieder gewühlt, geprüft und gedreht, bis der Fuchs das Lager schließlich als gut befindet und sich hinlegt. Aber warum machen Füchse das und welchem Zweck mag dieses Verhalten wohl dienen?

Ich habe mal etwas recherchiert und verschiedene Antworten auf diese Frage gefunden. Man glaubt, dass das Verhalten bei Hunden ein Überbleibsel eines Instinkts ihrer wilden Vorfahren ist. Bei Wölfen, Füchsen und anderen hundeartigen Wildtieren, die sich ihre Schlafplätze in der freien Natur einrichten müssen, gibt es einige Theorien:

Bequemlichkeit

Die naheliegendste Vermutung ist natürlich, dass die Tiere es sich einfach bequem machen wollen. Das Wühlen könnte dazu dienen, den Liegeplatz nach den persönlichen Vorstellungen herzurichten und das Drehen könnte dazu dienen, eine bequeme Liegeposition zu finden. Aber an dieser einfachen Theorie kamen mir schnell Zweifel, denn auch unter künstlichen Bedingungen (z. B. auch bei Hunden in der Wohnung, wo jeweils bestimmte Schlafplätze eingerichtet sind, die täglich genutzt und kaum verändert werden (können), gut bekannt, bequem und sicher sind) kann dieses Verhalten beobachtet werden. Außerdem wirkt es für mich nicht grundsätzlich so, als würde der Liegeplatz durch derartige Bemühungen der Umgestaltung tatsächlich bequemer werden – im Gegenteil bilden sich durch das Wühlen große Falten in der Decke, die Liegefläche wird uneben oder der blanke, harte Boden wird stellenweise freigelegt.
Allerdings könnte es sich tatsächlich um eine Gewohnheit handeln, die nur in freier Wildbahn wirklich Sinn ergibt: Beim Drehen wird die Liegefläche mit kleinen Schritten abgegangen, um die Vegetation (z. B. hohes Gras) oder Schnee platt zu treten und dabei spitze Steine oder Stöcke ausfindig zu machen. Das Wühlen und Scharren dient dazu, störende Objekte zu entfernen oder den Liegeplatz zu optimieren. Im Sommer wird ggf. die obere heiße Sand- oder hart getrocknete Erdschicht abgetragen oder aufgewühlt, um sich auf die darunterliegende feuchte, weichere und kühlende Erdschicht betten zu können. Im Winter wird ggf. auf diese Art übermäßiger Schnee entfernt.
In Gefangenschaft bzw. unter künstlichen Bedingungen wird dieses Verhalten möglicherweise instinktiv weiterhin ausgeführt, auch wenn es nicht unbedingt notwendig oder sinnvoll erscheint.

Sicherheit

Die Liegefläche wird geprüft und sicherer gemacht: Es wird geprüft, ob der Liegeplatz geeignet ist und ausreichend Deckung bzw. Schutz vor Feinden und der Witterung bietet. Beim Drehen wird die Liegefläche mit kleinen Schritten abgegangen, um ggf. vorhandene gefährliche oder störende Tiere aufzuscheuchen (Schlangen, Skorpione, Spinnen, größere Insekten, usw.). Das Wühlen und Scharren dient dann dazu, diese Tiere zu vertreiben. Wenn der Schlafplatz zu exponiert erscheint, wird die Schlafkuhle durch Graben ggf. etwas tiefer gemacht, um besseren (Sicht-)Schutz zu haben. Vielleicht wird sogar mit der Zeit eine kleine Höhne an der Stelle gegraben.

Von diesen beiden Theorien (Bequemlichkeit und Sicherheit) habe ich am Häufigsten gelesen. Es fällt mir allerdings schwer zu glauben, dass z. B. Hunde dieses Verhalten rein instinktiv und nur deshalb zeigen, weil es ihnen von ihren Genen als sog. Erbkoordination vorgeschrieben wird. Wäre nicht nach so vielen Generationen der Domestizierung ein für Hunde weitgehend überflüssig gewordenes Verhalten längst verlorengegangen? Immerhin zeigen tatsächlich auch nicht alle Hunde dieses Verhalten. In einer Fuchsauffangstation gibt es weder Schlangen noch Skorpione und an den beliebten Schlafplätzen gibt es auch kein hohes Gras oder Schnee und dennoch scharren die Füchse dort ausgiebig und drehen sich vor dem Hinlegen im Kreis. Deshalb habe ich an diesen beiden ersten Theorien meine Zweifel und glaube sie können – auch wenn sie für Wildtiere in der freien Natur prinzipiell durchaus plausibel erscheinen – nur ein Teil der Wahrheit sein. Aber es gibt noch mindestens drei weitere Theorien:

Territorialverhalten

Diese Theorie besagt, dass der Liegeplatz durch das Scharren und sich-im-Kreis-drehen sowohl optisch als auch mithilfe der Duftdrüsen der Pfoten markiert wird. Das erscheint plausibel zumal sowohl Füchse als auch Wölfe und Hunde Duftdrüsen an den Pfoten besitzen. Ein Jagdhund kann die Fährte eines Fuchses anhand dieser Duftstoffe noch etwa 20 Minuten lang wahrnehmen und verfolgen. Die Duftmarkierungen der Pfoten-Drüsen sollen sich an plattgetretenem oder ausgerissenem Gras sogar noch etwas länger halten. Das Verhalten, den Schlafplatz optisch zu verändern und mit Duftstoffen zu markieren, würde auch bei Hunden als Teil des Territorialverhaltens (in ihrem „Revier“ zusammen mit ihrem menschlichen Rudel) vielleicht noch Sinn ergeben und bei Wildtieren natürlich noch eher.

Tarnung

Eine gegenteilige Theorie besagt allerdings, dass ein Fuchs durch dieses Verhalten versucht, seinen Geruch am Ruheplatz etwas zu verbergen. Erfahrungsgemäß kann der Geruch von beschädigter Vegetation relativ intensiv und langanhaltend sein. Ein Jagdhund kann diesem Geruch (ohne die Hilfe von anderen Fährten wie denen der Pfoten-Drüsen) ganze zwei Stunden lang folgen. Vielleicht versucht ein Fuchs sich die Pfoten förmlich abzutreten, damit dieser Geruch bald verfliegt. Durch das Aufbrechen der Vegetation und den dadurch entstehenden länger anhaltenden Geruch von Gras und Erde könnte er bewirken, dass sein eigener Geruch am Schlafplatz zumindest ein wenig maskiert wird. Immerhin weiß man, dass die Pfoten-Drüsen bei Aufregung sehr, in Ruhe jedoch kaum noch aktiv sind. Ähnliches gilt auch für die Supracaudal-Drüse (Viole/Veilchendrüse). Für viele Tiere macht es schließlich Sinn, sich zum Schutz vor Feinden am Ruheplatz möglichst unauffällig zu machen, warum also nicht auch für Füchse?

Orthopädische Gründe

Die letzte mir bekannte Theorie besagt, dass Hundeartige aufgrund ihres hohen Aktivitätsniveaus in der Aktivitätsphase (z. B. auf ihren Streifzügen durch das Revier und bei der Nahrungssuche) ihre Muskulatur und den gesamten Bewegungsapparat stark fordern. Man vermutet, dass Füchse sich vor dem Hinlegen drehen, um Muskulatur, Bewegungsapparat und vor allem die einzelnen Wirbel der Wirbelsäule für die typische eingerollte Schlafposition auszurichten. Immerhin würde diese Theorie auch erklären, warum das Verhalten relativ unabhängig vom Untergrund und auch heute noch von vielen Hunden gezeigt wird. Diese Theorie stammt wohl von Eberhard Trumler, der auch wiederlegt haben soll, dass das Platttrampeln von Gras eine sinnvolle Erklärung für das Verhalten ist...

Auch wenn die Klärung der Frage nicht unbedingt wichtig erscheint finde ich es einfach spannend, solchen Fragen etwas nachzugehen und zu versuchen, auch solche Aspekte des Verhaltens zu verstehen. Falls jemand mehr weiß, würde mich das natürlich sehr interessieren. Letztendlich kann man wohl nur darüber spekulieren, was einen Fuchs tatsächlich zu diesem Verhalten bewegt und es wird wohl eines der unzähligen Geheimnisse der Tierwelt bleiben.

(Stand: 14.09.2017)