Informationen über Rotfüchse

Sinnesleistung und physische Besonderheiten


Das Gebiss

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Kunststoff-Modell von einem Fuchsgebiss, (c) Daniel Peller

Rotfüchse sind Nahrungsopportunisten und nehmen sowohl tierische, als auch pflanzliche Nahrung zu sich. Ihr Gebiss ist allerdings typisch für die meisten Mitglieder der Ordnung der Raubtiere (Carnivora) – bzw. Beutegreifer, wie man inzwischen sagen sollte – und besteht wie bei fast allen Caniden (Hundeartigen) aus 42 Zähnen. Es werden vier verschiedene Zahnarten unterschieden, die jeweils auch spezielle Funktionen erfüllen: Schneidezähne (Incisivi), Eckzähne (Canini), Vorbackenzähne (Praemolaren) und Backenzähne (Molaren). Die Zähne einer Zahnart werden von vorne, also von der Nasenspitze ausgehend, nach hinten durchnummeriert, wobei Ober- und Unterkiefer separat betrachtet werden und jeweils nur eine Hälfte des Kieferbogens berücksichtigt wird, da das Gebiss natürlich zur gegenüberliegenden Hälfte spiegelsymmetrisch aufgebaut ist. Das Gebiss eines ausgewachsenen Fuchses setzt sich wie folgt zusammen:

  • Ganz vorne befinden sich die vergleichsweise kleinen Schneidezähne (Incisivi, abgkürzt "I"). Sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer hat ein Fuchs davon jeweils 3 Stück auf jeder Seite; also insgesamt 12 Schneidezähne im gesamten Fuchsgebiss. Von der Nasenspitze ausgehend bezeichnet man sie kurz mit I1 bis I3. Die Schneidezähne sind oben gerade abgesetzt, stehen eng beieinander und laufen scharfkantig zu, so dass die nebeneinanderstehenden Schneidezähne eine nahezu absatzlose Schneide bilden. Sie dienen beispielsweise dazu, Regenwürmer wie mit einer Pinzette vorsichtig zu greifen, Beeren von Sträuchern zu pflücken, Zecken und andere Parasiten aus dem Fell zu knabbern und generell der Fellpflege. Im Oberkiefer sind die beiden Zähne an den Positionen I3 allerdings eher kegelförmig geformt, laufen spitzer zu und beißen nicht auf die Schneidezähne im Unterkiefer, sondern seitlich daran vorbei und erfüllen daher weniger die Funktion von Schneidezähnen. Die Schneidezähne des Unterkiefers liegen bei geschlossenem Kiefer normalerweise minimal hinter den Schneidezähnen des Oberkiefers.
  • Neben bzw. hinter den Schneidezähnen liegen die auffällig langen, spitzen und etwas sichelförmig nach hinten gekrümmten Eckzähne (Canini, abgkürzt "C"). Sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer hat ein Fuchs jeweils nur einen Eckzahn auf jeder Seite an der Position C1; also insgesamt 4 Eckzähne im Fuchsgebiss. Diese Eckzähne werden auch Fangzähne genannt und dienen – wie der Name bereits vermuten lässt – dazu, Beutetiere oder Gegenstände sicher packen und festhalten zu können. Oft werden die Eckzähne auch als Reißzähne bezeichnet, was jedoch falsch ist.
    Die Eckzähne des Unterkiefers liegen bei geschlossenem Maul vor den Eckzähnen des Oberkiefers. Aufgrund ihrer Länge ragen sie bei geschlossenem Maul über Rand des jeweils gegenüberliegenden Kieferknochens hinaus. Damit das kollisionsfrei möglich ist, sind an diesen Stellen im gegenüberliegenden Kiefer keine Zähne, sondern Aussparungen vorhanden und die Eckzähne des deutlich schmäleren Unterkiefers sind leicht nach außen hin geneigt, damit sie seitlich am breiteren Oberkiefer vorbei passen.
  • Dahinter sind die Vorbackenzähne (Praemolaren, abgkürzt "P") angeordnet. Davon hat ein ausgewachsener Fuchs im Ober- und Unterkiefer auf jeder Seite je 4 Stück (P1 bis P4); also 16 Vorbackenzähne im gesamten Fuchsgebiss. Die Vorbackenzähne sind schmal, länglich und ragen – vereinfacht gesagt – in einer dreieckigen Form mit einer Sägezahnartigen, scharfkantigen Spitze aus dem Zahnfleisch. Sie besitzen eine längliche Basis und sind stabil im Kiefer Verwurzelt. Da die Vorbackenzähne bereits recht weit hinten im Kiefer und somit nahe am Kiefergelenk angeordnet sind, ist hier die Beißkraft aufgrund des kurzen Hebels wesentlich höher, als im Bereich der Eck- oder Schneidezähne. Die Form sowie die versetzte Anordnung der Vorbackenzähne im Ober- und Unterkiefer ermöglichen es, damit Fleisch, Sehnen, Knorpel und andere stabile Stoffe festzuhalten, zu zerreißen, zu zerbeißen und zu zerkleinern. Die Vorbackenzähne sind übrigens nicht grundsätzlich gleichzusetzen mit den Reißzähnen, wie weiter unten noch genauer erläutert wird. Von allen Vorbackenzähnen zählen nur die beiden vierten Vorbackenzähne P4 im Oberkiefer als Reißzähne.
  • Ganz hinten im Kiefer liegen die Backenzähne (Molaren, abgkürzt "M"). Im Oberkiefer hat ein ausgewachsener Fuchs jeweils 2 und im Unterkiefer jeweils 3 Backenzähne auf jeder Seite; also insgesamt 10 Molaren im kompletten Fuchsgebiss. In sehr seltenen Fällen ist bei Füchsen im Oberkiefer auch ein drittes Paar Backenzähne angelegt. Die Kaufläche der meisten Backenzähne ist breit und wesentlich flacher als die der Vorbackenzähne. Eine Ausnahme bilden die ersten Backenzähne M1 im Unterkiefer, da die vorderen zwei Drittel dieser Backenzähne als Reißzähne ausgebildet sind und mit den gegenüberliegenden Reißzähnen P4 im Oberkiefer zusammenarbeiten. Die übrigen Backenzähne dienen zum Zerkauen von Nahrung. Füchse können die Nahrung allerdings nicht so zermahlen, wie wir Menschen, da das Kiefergelenk von einem Fuchs keine Seitwärtsbewegung zulässt sondern im Prinzip nur geöffnet und geschlossen werden kann. Da die Backenzähne von allen Zähnen dem Kiefergelenk am nächsten liegen, kann hier die größte Beißkraft entfaltet werden. Die Nahrung wird beim Kauen also eher zermalmt als zermahlen. Auch weiche Nahrung, wie z. B. Obst, wird mit diesen Zähnen kurz gekaut. Insgesamt wird die Nahrung von Füchsen aber in relativ groben Stücken verschluckt. Das Verdauungssystem von Füchsen ist auf die Verarbeitung dieser nur schlecht zerkleinerten Nahrungsbrocken ausgelegt und unverdauliche Bestandteile, wie z. B. Haare, Knochen und Insektenteile werden einfach unverdaut wieder ausgeschieden.

Eine besondere Funktion kommt – wie bereits angedeutet – den Zähnen P4 im Oberkiefer und M1 im Unterkiefer zu. Dies sind die Reißzähne. Sie sind besonders groß, besitzen mehrere Spitzen und sind sehr stabil im Kiefer verwurzelt. Sogar der Kieferknochen ist an dieser Stelle besonders stabil ausgebildet. Die Zähne P4 im Oberkiefer ragen nach außen hin über die Zähne M1 im Unterkiefer hinaus. Die Innenseiten der oberen Reißzähne gleiten dicht an den Außenseiten der unteren Reißzähne vorbei, so dass diese beiden Zähne wie die Klingen einer Schere zusammenarbeiten. Aufgrund ihrer scharfen Kanten, ihrer Anordnung und ihrer schneidend-quetschenden Wirkungsweise wird dieses Zahnpaar, welches in jeder Kieferhälfte nur einmal vorkommt, auch als “P4/M1-Brechschere“ bezeichnet und ist ein charakteristisches Merkmal von Fleischfressern (Carnivora). Mit diesen Werkzeugen werden zähe oder harte Nahrungsbestandteile durchtrennt wie z. B. Muskelstränge, Sehnen, Knorpel und Knochen, aber manchmal auch Gegenstände wie Seile, Lederriemen oder Kabel. Wenn ein Fuchs versucht, etwas Stabiles zu durchtrennen oder abzubeißen, dann macht er das mit diesen Zähnen, indem er den Gegenstand seitlich ins Maul nimmt und feste darauf herumbeißt.

Man kann die Anzahl der Zähne im Gebiss kompakt in einer Zahnformel angeben. Dabei wird die Anzahl der jeweiligen Zahnarten einer Hälfte des Ober- und Unterkiefers notiert. Um die Gesamtzahl der Zähne im Gebiss aus der Zahnformel zu bestimmen, müssen alle Zahlen addiert und das Ergebnis mit dem Faktor 2 multipliziert werden. Für den erwachsenen Fuchs ergibt sich zusammenfassend folgende Zahnformel:

3 1 4 2
---------- ; n = 42
3 1 4 3

Füchse kommen allerdings zunächst ohne Zähne auf die Welt. Ihre Schnauze ist bei Geburt sehr flach und rund und sieht so gar nicht nach der langen, typischen Schnauze aus, die erwachsenen Füchsen ihr spitzes Gesicht verleiht. Die Schnauze ist zunächst perfekt geformt, um damit an den Zitzen der Fähe die gehaltvolle Muttermilch zu trinken. Zähne stören dabei anfangs nur und hätten in der kurzen Säuglings-Schnauze ohnehin noch nicht genügend Platz. Das “Milchgebiss“ bricht dann im Alter von etwa drei Wochen durch, wodurch das Säugen der Welpen für die Fähe zunehmend unangenehm wird, denn die Zähne im Milchgebiss sind klein und spitz wie Nadeln. Mit dem Durchbrechen der Milchzähne wird die Entwöhnungsphase eingeleitet, in der die Welpen zunächst hochgewürgte, vorgekaute und bald darauf auch zunehmend “frische“ Beute vorgesetzt bekommen. Nach weiteren zwei Wochen, also im Alter von etwa fünf Wochen, ist das Milchgebiss vollständig und nach folgender Zahnformel aufgebaut:

3 1 3 0
---------- ; n = 28
3 1 3 0

Während die Schnauze der Jungfüchse mit der Zeit weiter in die Länge wächst, wachsen die bleibenden Zähne nach und die kleinen Milchzähnchen fallen aus. Da die Milchzähne sehr klein und relativ fragil sind, brechen sie auch manchmal vorzeitig beim Spielen und Toben ab, was meist ohne negative Folgen bleibt. Der Zahnwechsel vom Milchgebiss zum Dauergebiss dauert mehrere Wochen und findet ungefähr zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat statt. Der genaue Zeitpunkt hängt von dem Entwicklungszustand, dem Ernährungszustand sowie dem Gesundheitszustand der Jungfüchse ab.

Das Gebiss kann auch zur Altersbestimmung von Füchsen herangezogen werden. Bei lebenden Füchsen kann der Abnutzungsgrad der Zähne einen groben Anhaltspunkt für das Alter geben. Mit zunehmendem Alter werden die Zähne (z. B. die Fangzähne) stumpf und abgerundet. Allerdings hängt die Abnutzung auch von der Nahrung ab. Bei Füchsen, die sich oft von Regenwürmern ernähren und damit unweigerlich auch viel Erde kauen, werden die Zähne beispielsweise stärker und schneller abgenutzt als bei Füchsen, die sich zum Großteil von Obst oder weichem Dosenfutter ernähren. Bei toten Füchsen kann das Alter genauer bestimmt werden, indem eine dünne Scheibe von einem Zahn herausgeschnitten und dann – nach einem bestimmten Verfahren – unter einem Mikroskop untersucht wird. Im Zahnschmelz kann man dann gewissermaßen Jahresringe erkennen und zählen.

Übrigens ist der Zahnschmelz von Füchsen wesentlich härter, als der von Menschen. Falls ein Fuchs eine Zahnbehandlung benötigt, lässt der Wildtierzahnarzt spezielle, extra widerstandsfähige Werkzeuge zum Einsatz kommen [TCF].

Auch wenn es für normale Menschen abstoßend oder pervers wirkt, sind die Fangzähne von Füchsen bei Jägern eine beliebte Jagdtrophäe. Die Fangzähne werden den toten Füchsen nach dem "Legen der Jagdstrecke" gezogen bzw. aus dem Kiefer gebrochen, gewaschen und abgekocht, um sie zu sammeln oder als “Jagdschmuck“ weiter zu verarbeiten.

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